Die Insel-Bücherei als Sammelobjekt

Illustration: Band 1 der Insel-Bücherei Seit dem Jahr 1912 gibt der Insel-Verlag eine Buchreihe heraus, die sowohl durch den anspruchsvollen Inhalt der Bändchen, die reiche Gestaltung und Ausstattung als auch durch ihre Beliebtheit als Sammelobjekt auffällt.

Die Bücher haben die Größe eines Taschenbuches, sind jedoch (mit Ausnahme einiger Auflagen aus der Zeit um den zweiten Weltkrieg) in Pappe gebunden und mit abwechslungsreichen Überzugspapieren und den charakteristischen Titelschildchen versehen. Der Verlag hat immer Wert auf die typografische Qualität gelegt und mit Schriftgestaltern wie Rudolf Koch und Hermann Zapf zusammengearbeitet. Einige Ausgaben wurden von der Deutschen Buchkunststiftung als »schönstes Buch des Jahres« ausgezeichnet.

Die Insel-Bücherei wurde von Anton Kippenberg (in Zusammenarbeit mit Stefan Zweig) als eine Reihe ausgewählter kleinerer literarischer Werke entworfen. Sie hat im Lauf ihres Bestehens neben einem Querschnitt der Weltliteratur eine große Zahl illustrierter Bände über Kunst und Natur hinzugewonnen.

Während aus unterschiedlichen Gründen viele Titel der Buchreihe nur eine begrenzte Zeit lang im Programm waren, ist insbesondere Rainer Maria Rilkes als erster Band erschienene »Weise von Liebe und Tod des Cornet Christoph Rilke« seit hundert Jahren aus der Insel-Bücherei nicht wegzudenken.

Die Reihe hat im Laufe der Jahre eine bewegte Geschichte erlebt, die man an den erschienenen Titeln und Varianten und insbesondere der Numerierung der Bändchen gut nachverfolgen kann. Hunderte von Nummern sind heute mehrfach mit unterschiedlichen Titeln belegt, und einige Titel sind unter mehreren Nummern erschienen.

Desöfteren wurden herausgegebene Werke nach einiger Zeit durch neue ersetzt, die einen mangels Interesse bei der Leserschaft, die anderen aufgrund wechselnder politischer Umstände. Während des Bestehens der zwei deutschen Staaten führte der Insel-Verlag Zweigstellen in Ost und West (Leipzig und Wiesbaden/Frankfurt am Main), die beide die Buchreihe weiterführten und sich zu manchen Zeiten über die Auswahl neuer Titel absprachen, viele Jahre lang jedoch unterschiedliche Programme auflegten.

Neben der großen, aber noch überschaubaren Zahl an Nummern und Titeln (bisher weit über 1600) bietet die Insel-Bücherei viele weitere interessante Eigenheiten, die sie zu einem spannenden und beliebten Sammlerobjekt für Freunde schöner und anspruchsvoller Bücher machen:

Von den meisten Bänden gibt es nicht nur mehrere Auflagen, sondern auch inhaltliche und gestalterische Varianten. Sie unterscheiden sich in der Auswahl von Texten und Gedichten, Illustrationen, Übersetzungen und Begleittexten, aber auch in der typografischen Gestaltung, dem verwendeten Überzugspapier und selbst in den Details der Titel- und Rückenschildchen.

Weiterhin gibt es eine Reihe von Ausgaben mit abweichender Ausstattung. So erschienen einerseits Feldpostausgaben, Broschuren und Aufbindungen von Restbeständen, andererseits Sonderausgaben u.a. für die Leipziger Buchmärkte und bibliophile Vorzugsausgaben in edlen Einbänden, wertvollerer Ausstattung oder Handfertigung. Letztere sind selten und vermutlich nicht einmal mehr vollständig bekannt.

Im Lauf der Jahre sind verschiedene Bibliographien der Insel-Bücherei erschienen, darunter die vom Insel-Verlag herausgegebenen und Kataloge privater Sammlungen.